Diesen November darf ich zwei Barcamps moderieren. Ich hab im Vorfeld auch bei der Barcamporganisation unterstützt. Da ich oft gefragt werde:
Was ist ein Barcamp und wie mach’ ich das eigentlich?
ist dieser Blogbeitrag entstanden.

Barcamporganisation
Barcamporganisation

Was ist ein Barcamp?

Ein Barcamp (englisch; häufig auch BarCamp; deutsch Unkonferenz oder Ad-hoc-Nicht-Konferenz) ist eine offene Tagung mit offenen Workshops, deren Inhalte und Ablauf von den Teilnehmern zu Beginn der Tagung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden. Barcamps dienen dem inhaltlichen Austausch und der Diskussion, können aber auch bereits am Ende der Veranstaltung konkrete Ergebnisse vorweisen (z. B. bei gemeinsamen Programmierworkshops)

https://de.wikipedia.org/wiki/Barcamp

Für mich ist das Barcamp einer der kollaborativsten Wissenstransfers. Mehr zu meiner Barcampliebe und den von mir besuchten Barcamps findet ihr HIER.

Ein Barcamp kann vieles sein: Ich habe schon auf Konferenzen erlebt, dass ein Nachmittag im Barcamp-Format eingefügt wurde. Bei der Cowork gibt es den Barcamp-Tag. Es werden auch immer mehr kurze Barcamps mal für einen Nachmittag angeboten. Dann sind es nur 2, 3 Session-Slots und das Drumherum ist recht gekürzt. Barcamps funktionieren auch gut online. Verschiedene Plattformen eignen sich dafür. Ich hab schon an Barcamps teilgenommen, die den Netzwerkanteil auf Gathertown anboten und die Sessions über das Zoom oder andere Video-Konferenz Tools abwickelten. Eine Spezialistin in der Organisation für Online-Barcamps ist Doris Schuppe.

Fazit: ein Barcamp kann vieles sein.

Barcamp-Ablauf (c) Barcamporganisation Beate Mader

Für mich gehören folgende Punkte einfach zu einem Barcamp dazu:

  • Begrüßung
  • Barcamp-Regeln vorstellen
  • Vorstellungsrunde
  • Sessionplanung
  • Sessions
  • Abschluss- und Feedbackrunde

Gedanken davor: Barcamporganisation

Barcamporganisation Vorab Check (c) Beate Mader
Barcamporganisation Vorab-Check (c) Beate Mader

Folgende Fragen würde ich mir oder meinen Kunden stellen:

  • Zielgruppe? Wer soll an dem Barcamp teilnehmen? Interne Firmen, oder Vereinsveranstaltung? Offen?
    • Bei den Digital Media Women haben wir jahrelang den Wissensaustausch zwischen den einzelnen Regionen und Quartieren über den Barcamp-Tag am jährlichen Treffen organisiert. Gerade Unternehmen können vom Wissensaustausch zwischen Abteilungen und Standorten über das Barcamp-Format profitieren.
  • Thema oder themenoffen?
    • Ich war erst einmal auf einem ganz themenoffenen Barcamp. Da kannst Du dann auch beim Stricken, oder Autoreparieren mitmachen. Die meisten Barcamps sind mittlerweile sehr speziell. Gerade in der IT gibt es oft für Programmiersprachen eigene Barcamps. Ich finde, gerade, wenn ich das Barcamp nicht zu eng vom Teilnehmerkreis einschränke, bekomme ich viele neue Perspektiven von aussen.
  • Online oder Offline?
    • Wenn ihr mich fragt: immer offline. Ich liebe die Gespräche, die sich zufällig ergeben. Die kleinen Sessions an der Kaffeemaschine. Die Sessions, die entstanden aus einer Diskussion beim Abendessen am zweiten Tag gepitcht werden. Online braucht es auch einiges an Vorbereitung, damit der Spirit eines Barcamps richtig zum Fliegen kommt.
  • Ort / Location?
    • Meine Lieblingslocation ist die Burg Kaprun. Urig, einzigartig, nicht perfekt, aber mit viel Seele. Es muss nicht das 5* Hotel sein. Auch wenn Technik und Infrastruktur verlockt. Oft sind klassische Barcamps in Unis oder Hochschulen am Wochenende veranstaltet worden. Ich hab auch schon in der Papierfabrik den Barcamp-Anteil einer Konferenz moderiert. Es gab auch schon Barcamps auf der Hütte.
  • Zeitrahmen? Halbtag/Ganztags, Mehrtägig?
    • Ich glaube, desto offener das Format und Thema, desto eher machen 2 Tage Sinn. Man nennt den zweiten Tag auch oft den Qualitäts-Sonntag, da nicht mehr so viele Teilnehmende da sind, aber die Themen oft tiefer gehen und die Diskussion intensiver ist.
  • Rahmenprogramm? Vor-Abend Treffen?
    • Oft sind die Vor-Abend-Treffen spontan entstanden „Wer reist schon am Abend vorher an? Gehen wir Essen?“. Ich war schon bei Führungen, Pre-Workshops (gerade von Sponsoren) und dem gemütlichen Nachmittags-Abschlussprogramm.
  • Budget? Sponsoren? Müssen die Teilnehmenden etwas zahlen?
    • Für mich ist ein klassisches Barcamp kostenfrei. Das bedeutet aber auch, dass ich mir im Vorfeld über Partner und Sponsoren Gedanken machen muss.

Wie schon geschrieben: Ein Barcamp darf vieles sein.

Barcamp-Ablauf, Begriffe und Regeln

Schon 2016 moderierte ich das Isarcamp und hab für meine Moderation Flipcharts erstellt, die immer noch super passen:

Sessions: Eine Session ist normalerweise 45 Minuten lang. Wenn ich ein Barcamp plane, dann sind die Zeit-Fenster meistens 60 Minuten lang: 45 Minuten für die Session und 15 Minuten für den Raum-Wechsel, Kaffee holen und wegbringen. Alle 2-3 Sessionfenster würde ich eine Pause einplanen. Eine Session kann, wenn sich nur zwei melden, auch eine Kaffee-Maschinen-Session sein. Wenn das Thema für die Session schon schneller durch ist, dann ist die Session beendet. Um die Zeit im Auge zu behalten, kann entweder jemand vom Team alle Sessionräume besuchen und 5/10 Minuten vorher Bescheid geben, oder der Sessiongeber beauftragt einen Zeitnehmer. Der Sessionplan lässt sich sehr gut auf einer Pinwand, einer Metaplan-Wand, aufstellen. Es gibt einige Barcamps, die dann noch eine digitale Variante online haben.

Das Gesetz der zwei Füße: für mich eine der wichtigsten Regeln. Auf jeder anderen Konferenz oder Veranstaltung wird das Kommen und Gehen während der Impulse/Workshops selten gutgeheißen. Beim Barcamp ist es Programm. Niemand muss irgendwo bleiben, wenn er/sie feststellt, dass es nicht das Thema war, was ich mir vorgestellt habe.

Sessionplanung: Ich habe die unterschiedlichsten Sessionplanungsmodi schon kennengelernt. Meistens stelle ich mich in eine Schlange, bekomme auf der Bühne das Micro für 30-60 Sekunden und stelle meine Session kurz vor. Das Micro kann aber auch im Raum herumgegeben werden und meine Karte mit meiner Session gebe ich danach dem Micro-Tragenden mit. Ich finde es fairer, wenn Menschen mit zwei oder mehreren Sessions sich dann wieder an den Schluss der Schlange stellen müssen. Nach jedem Session-Pitch wird das Interesse an dem Thema abgefragt. Das bedeutet nicht, dass ich nun in diese Session gehen muss, sondern es hilft dem Orgateam bei der Planung der Räume/Sessiongröße. Oft sind auch die Räume unterschiedlich technisch ausgestattet. Nicht jede Location kann in jedem Raum einen Beamer aufstellen.

„Sprich darüber“ – und Barcamp-Dokumentation

Seit Twitter nicht mehr Twitter ist, haben wir Barcamp-Enthusiasten keine direkte Plattform mehr, um zeitnah über die wichtigsten Zitate und Erfahrungen zu schreiben. In der letzten Zeit gab es verschiedene Diskussionen dazu (ich habe dazu bei einer Blogparade mitgemacht). Eine der Regeln des Barcamps ist „sprich darüber“, also blogge, poste, schreiben dazu. Eigentlich wird bei jeder Feedbackrunde gesagt „früher wurde mehr geschrieben“.

Zwei Punkte dazu:

Braucht es noch einen #Hashtag für das Barcamp? Stellen wir uns bei der Vorstellungsrunde noch mit Hashtags vor? Ich bin der Meinung: Ja, ein Barcamp sollte einfach einen eigenen Hashtag haben, gerne mit der Jahreszahl ergänzt. Auch wenn Algorithmen mittlerweile auch ohne Hashtags gut Dinge finden, kann ich Inhalte zum Barcamp besser überprüfen und finden. Die Vorstellungsrunde ist viel knackiger, wenn sich die Teilnehmenden mit den drei Begriffen, also Hashtags, vorstellen.

Schreibt mehr darüber! Viele aus meinem Netzwerk machen einen Rückblick auf LinkedIn und verlinken Sessiongebende und Teilnehmende. Ich blogge immer noch gerne. Beim Castlecamp haben wir uns auf Threads als Kommunikationsplattform geeinigt. Günter Exel hat am Ende des Tages eine Zusammenfassung für das Camp (Tag 1 Tag 2.) erstellt. Mittlerweile nutze ich sehr gerne vorbereitete Din A3-Plakate für die Dokumentation von mir moderierter Barcamps. Die teile ich den Sessiongebenden schon bei der Sessionplanung mit aus. Beim Nachhaltigkeitsbarcamp letztes Jahr wurden die Dokumentationen im Anschluss auf eine Wäscheleine aufgehängt, das war auch ein schönes Bild und die Scans/Fotografien findet ihr zum Nachlesen hier.

Einige leisten sich für die Dokumentation SketchnoterInnen. Ich durfte auch schon das Tourismusbarcamp Rheinland-Pfalz begleiten. Ich versuche für jede von mir besuchte Session auch eine Sketchnotes anzufertigen und binde sie nicht nur in meinem Blog ein, sondern teile diese auch.

Beim Barcamp von Melanom Info Deutschland-MID e.V. wollen die Organisatorinnen eine KI zur Verschriftlichung und Zusammenfassung nutzen. Ich bin gespannt. Beim Castlecamp 2024 haben wir in einer Session verschiedene Tools getestet.

Wie erfahren Menschen von meinem Barcamp?

Klar, wenn ich den Punkt „sprich darüber“ schon mal gut kommuniziert habe, dann machen meine Teilnehmenden im Vorfeld und danach gut Werbung für das Barcamp. Wie oben schon angemerkt, tut es einem Barcamp oft gut, wenn Menschen aus anderen Bereichen oder außerhalb der eignen Blase daran teilnehmen. Ich schätze den Newsletter und die Auflistung von Jan Theofel (Mister Barcamp) sehr. Ich find es immer sehr schade, wenn ich von Barcamps erst über Nachberichte erfahre. Es ist echt einfach, das eigene Barcamp für den Newsletter der Barcampliste einzutragen.

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