Der Sascha Theobald hat eine Web-Parade #WirSindSolo ausgerufen, sozusagen wie eine Blogparade, nur über noch mehr Plattformen. Zum Thema „Solo-Selbstständigkeit“. Klar, da bin ich dabei. Was für ein Thema für mich! Mach ich mir doch zurzeit sehr viele Gedanken zu meinem Selbstständig sein. Ich feiere zum Jahreswechsel 20 Jahre Selbstständigkeit und da geht es auch um Fragen, worauf blicke ich zurück und wie will ich weitermachen? Aber dazu gibt es dann zu gegebener Zeit einen eigenen Blogbeitrag :-)
Ich bin Solo – Selbstständig!
Erst vor ein paar Wochen durfte ich am Tag der Selbstständigen der IHK München und Oberbayern mit auf der Bühne, auf dem Panel, mit unserer Familien und Arbeitsministerin Ulrike Scharf, VGSD Vorstand Andreas Lutz und meiner geschätzten Unternehmerinnen-Ausschuss-Kollegin und IHK-Vizepräsidentin Karin Elsperger zum Thema Solo-Selbstständige und ihre Herausforderungen diskutieren. Hier noch der Link zum Interview im Anschluss.
Für mich war das eine Wert-Schätzung und auch eine Bestätigung. Wir sind viele! Wir haben eine Stimme! Wir müssen gehört werden! Das ist auch ein Punkt, der mir in meiner Arbeit im IHK Regional-Ausschuss aufgefallen ist. Die Diskussionen und Themen sind immer von den „großen“ Unternehmen dominiert. Irgendwann war aber mal die Info, dass 60-70% der IHK-Mitglieder Solo-Selbstständige und Selbstständige mit weniger als 1-3 Angestellten sind. Wir sind die Menge! Als mir das bewusst wurde, hab ich auch immer wieder meine Stimme erhoben.
Web-Parade #WirSindSolo
Warum haben Sie sich selbstständig gemacht?
Ich bin wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Mein damaliger Chef sollte ein Formel 1 Team aufbauen. Dann ging es schnell, der Investor kaufte ein anderes Team auf Wunsch von Bernie Ecclestone, in nicht mal drei Monaten sollte die Saison losstarten, mein damaliger Chef wurde der Marketing-Direktor und er fragte mich, ob ich als seine Assistentin mit wollte. Ich müsste mich aber dazu selbstständig machen und Rechnungen an das Team schreiben. Klar wollte ich! Ich hatte vorher schon nur noch vier Tage gearbeitet und war schon auf der Suche nach kleineren Aufträgen. Dass dann das Projekt „Formel 1“ aufgrund von widrigen Umständen nach gut einem dreiviertel Jahr mit finanziellen Verlusten für meinen damaligen Chef und mich endete, das steht auf einem anderen Blatt. Aber ich hatte Blut geleckt. Ich war gerne selbstständig. Was kann ich? Wen kenn ich? Was mach ich nun?
War es eine bewusste Entscheidung, auf Mitarbeiter:innen zu verzichten?
Ist die Solo-Selbständigkeit für Sie nur Einstieg, um ein Unternehmen mit Angestellten aufzubauen? Oder möchten Sie solo-selbständig bleiben?
Ja und nein. Zu Beginn war ich lange in der Findungsphase. Ich nahm Anfang 2006 an einem Businessplan-Wettbewerb teil, den ich gewann, übernahm für 4 Jahre die Organisation und Betreuung als Projekt dieses Business-Plan-Wettbewerbes. Ungefähr in diesem Zeitraum entwickelte ich meinen Firmennamen VISION HOCH DREI und bei dem dazugehörigen Logo war mein Name nur ganz klein irgendwo. Da hatte ich lange noch die Idee, mein Netzwerk und vielleicht auch mal Mitarbeitende, als Gesamtpaket anzubieten. Seit ich 2010 meinen Coworkingspace gegründet hatte, begleiten mich immer wieder Praktikanten. Immer über geförderte Maßnahmen. Das war für mich – bis auf die Zeit und mein Engagement – kostenneutral. Somit stresste mich das wenig. Als wir 2022 mit dem Coworkingspace in größere Räume umzogen, stellte ich für ein halbes Jahr eine Mitarbeiterin ein. Das stresste mich aber zu sehr. Ich konnte mich ja nicht klonen. 2020 gab es auch einen Relaunch meines Logos und meines Auftritts und da wurde mein Name wieder Mittelpunkt meines Logos und das passt einfach. Ich bin einzigartig. Und ich will und bleibe flexibel, mit mir alleine als Selbstständige!
Was genießen Sie an der Solo-Selbständigkeit?
Was stört Sie an der Solo-Selbständigkeit?
„Ich mach mir meine (Arbeits-)Welt, wie sie mir gefällt„… sehr frei nach Pippi Langstrumpf. Der Begriff „Selbst und Ständig“ ist Segen und Fluch zugleich. Wenn ich es nicht mache, macht es niemand. Aber ich kann mir auch selbst freigeben, mich auf Konferenzen schicken und mir meine Arbeit meistens selber einteilen. Wenn es am Wochenende regnet, dann arbeite ich halt dann und mach unter der Woche mal frei. Ich hab meine Arbeit so eingerichtet, dass ich eigentlich von überall arbeiten kann. Ich schätze aber meinen Arbeitsplatz im Coworking-Space. Hier ist es schön, ich habe nette und konstruktive Menschen um mich und viele Möglichkeiten kreativ zu sein.
Wie bewerten Sie Ihre Situation? Was sind für Sie die Herausforderungen als Solo-Selbständige:r?
Mit fast 20 Jahren Erfahrung als Selbstständige bringt mich so schnell nichts mehr aus der Fassung oder Bahn. Da ich sehr breit aufgestellt bin, schipperte ich recht erfolgreich durch die Corona-Zeit. Nicht alle meine Tätigkeiten und Kompetenzen sind für Außenstehende immer sichtbar. Aber sie geben mir eine gute Basis. Immer wieder auf alle Strömungen zu reagieren, immer das Ohr am Puls der Zeit zu haben, ist manchmal anstrengend, aber auch immer wieder schön. Die Wert-Schätzung von uns Solo-Selbstständigen bei Politik und Wirtschaft könnte besser sein. Die politischen Strömungen, bei uns und gerade in Europa erschrecken mich und machen mich nachdenklich.
Welche Wünsche haben Sie?
Sichtbare Wert-Schätzung von (Solo) Selbstständigen in der Öffentlichkeit, Wirtschaft und Politik
Geregelte Altersvorsorge, wie vom VGSD gefordert, für Selbstständige.
Mehr Achtsamkeit für unsere Ressourcen dieser Welt. Egal ob Umwelt, Menschen & Dingen.
Einfach ein besseres Miteinander!
Welche Forderungen haben Sie an die Politik?
Das Thema „Scheinselbstständigkeit“ klar und für Menschen, die in großen Projekten arbeiten, sinnvoll und praktikabel regeln. Sicherheit für Soloselbststständige und für die Auftraggeber geben. (siehe auch die Forderungen dazu vom VGSD)
Das Thema Rente und Altersvorsorge klar und sicher angehen.
Unsere Wirtschaft ist auf die Soloselbstständigen angewiesen. In der Politik wird gefühlt aber immer nur die Lobby der „großen“ wahrgenommen. Wenn ich Schluckauf habe, kümmert sich kein Politiker, wenn ein Groß-Unternehmen schlecht gewirtschaftet hat, dann muss es die Politik, bzw. Gesellschaft wieder richten.
Würden Sie anderen empfehlen, sich solo-selbständig zu machen?
Aber klar!
Aus meiner Gründungsberatung kann ich aber mit einem fetten Ausrufezeichen versehen:
Macht Euch einen Plan!
Habt genügend finanzielle Reserven/Ressourcen beim Start!
Seid mutig und legt los!
Danke! Sascha Theobald!
Dieser Beitrag ist im Rahmen der WebParade geschrieben.
WebParade: Ich bin solo-selbständig!
Solo-Selbständige sind Menschen und damit ist ihr Business so individuell wie sie selbst. Mich interessiert Ihre Perspektive, Ihre Erlebnisse, Ihre Erkenntnisse, Ihre Herausforderungen und Wünsche.
Schreiben Sie Ihren Beitrag – ob als Blog-Beitrag, LinkedIn-Post, YouTube-Video oder Podcast-Episode. Jeder Beitrag zählt. Jede Perspektive ist interessant. Ich werde die Beiträge hier sammeln und auch auf LinkedIn teilen. So geben wir Menschen einen Einblick in unsere Situation und helfen, uns besser zu verstehen. Das zumindest ist mein Wunsch.
Dazu lernen wir Solos voneinander und profitieren von den Einblicken. Vielleicht hilft Ihnen das Aufschreiben ja auch dabei, Ihre eigene Situation zu reflektieren und Ihre Selbstständigkeit bewusster wahrzunehmen.
Der Hashtag zur WebParade lautet #WirSindSolo.
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