Arbeitest Du noch, oder hast Du Deine Berufung (Deinen Beruf) gefunden?
Diese fast philosophische Frage entwickelte sich im Vorgespräch zu meinem Blogbeitrag letzten Mittwoch im Schreibclub. Dass ich jetzt hier zuerst auf LinkedIn mit Euch meine Gedanken dazu teilte, und erst jetzt an meinem Blogbeitrag schreibe, zeigt auch, wie sehr mich diese Frage beschäftigt.
Ist diese Frage nicht die Lösung von vielen?
Wenn ich meinen Beruf, meine Berufung gefunden habe, fällt mir das „arbeiten“ nicht viel leichter? Ich habe Erfüllung in meinem Tun? Das Trennen von Beruf und Freizeit fällt vielleicht schwerer, aber ich ziehe auch viel Kraft aus meinem Tun?
Wäre das vielleicht die Formel, junge Menschen, frustrierte Menschen, wieder für das „arbeiten“ zu begeistern, in dem sie ihre Berufung finden?
Wie sehr Ihr das?
Catharina Wilhelm hat Doris Schuppe und weitere dazu interviewt: https://catharina-wilhelm.de/category/berufung-als-beruf/.
Ich habe in meinem LinkedIn Beitrag um Feedbacks gefragt und einiges erhalten:
ANJA WENDLING
https://www.linkedin.com/in/anjawendling
Anja Wendling hab ich auf einem der Tourismus-Barcamps kennengelernt und schon mal für sie während Corona ihr Tourismus-Barcamp mit Sketchnotes begleiten dürfen. Ich kenne sie als jemanden, der wirklich ihre Berufung lebt und daher freue ich mich sehr über Ihr Statement zu meinem Aufruf auf LinkedIn:
„Beruf oder Berufung?! Noch immer lächeln meine Kollegen und Kolleginnen oder staunen: ich habe nach dem Abi Rechtsanwaltsgehilfin (😉) gelernt. Eine Azubi-Stelle zu meinem Traumjob seinerzeit (Augenoptikerin) habe ich einfach nicht bekommen, den zur Rechtsanwaltsgehilfin sofort. Bereits nach zwei/drei Monaten wusste ich: Das ist nicht meins. Aber ich machte die zwei Jahre Ausbildung fertig, schloss diese gut ab, meine Berufsschullehrer sahen mich beim Jura-Studium. Meine Pläne aber waren: Studium der Tourismusgeographie und hiermit habe ich MEINS gefunden! Absolut! Und ich hatte das Glück, danach einen Arbeitgeber zu finden, bei dem ich nun 30 Jahre soviel mit initiieren, gestalten, umsetzen konnte! Auf die Frage einer jungen Kollegin, was ich eigentlich bei uns noch nicht gemacht habe, habe ich kurz überlegt: Ich hatte eigentlich alles machen und aufbauen können – übernahm selbst die Geschäftsführung für die Zeit zwischen zwei Chefs – außer Pressestelle, da war ich (noch) nicht tätig. Habe Themen aufgebaut, das Auslandsmarketing, unsere Social Media-Strategie, das Tourismusnetzwerk (welches fünf weitere Bundesländer geklont haben), unser Barcamp (welches jetzt zum 11. Mal im September stattfindet)…… Und die Ideen sind noch immer da, mit einem tollen Team, noch immer bewegen, entwickeln wollen. Und immer begleitet auch von vielen tollen Menschen u. a. aus dem Tourismus, die ich auch bei den Barcamps kennenlernen durfte. Leider kann ich in Kaprun im September nicht dabei sein, hoffe aber, dass es in 2025 wieder klappt.“
SUSANNE WEGBAUER
https://www.linkedin.com/in/susannewegbauer
„Persönlich finde ich, wenn wir unserer wahren Berufung folgen, sind wir motivierter und glücklicher. Der Weg dahin kann natürlich erst einmal beschwerlich sein, aber es lohnt sich. Ich habe gerade den direkten Vergleich: Meinen Teilzeitjob mache ich zur Absicherung und nebenberuflich mache ich das, was mir sehr am Herzen liegt: Introvertierte Scannerpersönlichkeiten die Orientierung zu geben, sich selbst zu finden und damit ihre Herzensberufung. 💔“
NICOLE Y. MÄNNL
https://www.linkedin.com/in/enypsilon
Nicole begleitet mich schon ewig in meiner digitalen Welt und wir haben uns auch schon auf der ein oder anderen Veranstaltung getroffen. Sie hat mir zudem auch vor Jahren ihre Tipps an ihr gründendes Ich verraten.
„Meine Berufung zeichnete sich schon früh ab. Ich habe sie nur nicht so schnell erkannt. Schon immer war ich technisch-logisch unterwegs. Obwohl ich „nur“ im kaufmännischen Bereich als Assistentin unterwegs war. Bei der PUMA AG als Verantwortliche des Orderbüros haben sie mich nach Herzogenaurach geflogen, damit ich die Technikschulung auf unsere Warenwirtschaft erhalte und bin dann nach Hamburg, um die Kolleginnen zu schulen.
Als dann HTML-Seiten in meinen Fokus kamen, lernte ich autodidaktisch. Das Zertifikat für meine Berufung kostete mich 1 Jahr Vollzeit-Fortbildung. Seit 24 Jahren bin ich nun dabei. KI als Gamechanger seit Beginn von ChatGPT dazu.
Lebenslanges Lernen und Wissensweitergabe und in einem techniklastigen Bereich selbstständig und verantwortungsvoll mit Menschen zu arbeiten: ja, das ist es und ich möchte nichts anderes seitdem tun!“
MONIKA MEURER
https://www.linkedin.com/in/monikameurer
Monika hab ich erst vor kurzen in Tallinn getroffen und kennen sie über mein touristisches Netzwerk.
„Auf jeden Fall ist es ein Prozess und ich habe mal zwei Blogbeiträge über meinen Werdegang geschrieben. Leider meinen manche junge Menschen, dass sie sofort das richtige lernen müssen und dass es dann perfekt sein muss.
Wir hatten das auch gerade auf einem Barcamp: „Darf ich was anderes machen, wenn doch mein Studium so teuer war und so viele Jahre gedauert hat?“
Der Pfad ist verschlungen und manchmal weiß man nicht, was hinter der nächsten Wegbiegung ist oder wo man abzweigen soll.“
… und ich? Ja. Ich lebe meine Berufung. Ich liebe meine Arbeit. Ich habe lange gebraucht, mich mit meinem „Bauchladen“ zu arrangieren. Wie oft ist mir erklärt worden „du musst dich fokussieren“.
… und ich? Habe ich meine Berufung gefunden?
Ich brauche die Vielfalt. Ich habe mir mit dem CoWorking ein Arbeitsumfeld mit inspirierenden und positiven Menschen geschaffen, dass meine Arbeit und meine Kreativität unterstützt.
Ich kann mich noch gut an das Gespräch zur Berufsberatung erinnern:
Büro? Alles, nur nicht ins Büro!
Ich würd gerne was handwerkliches machen? Gerne Schreiner! (Berufsberater) „Ich kenn keinen Schreiner, der noch alle Finger hat.“
Meine Wahl, Dekorateurin, bot mir eine sehr vielseitige, kreative und handwerkliche Grundausbildung mit einem sehr unterstützenden Ausbilder.
Der weitere Weg war bunt, aber doch linear. Immer wenn es mir „langweilig“ wurde, ich genug geschafft, gelernt, organisiert, umgesetzt, hatte, ging es weiter. Immer mit viel Neugierde, Pragmatismus (was gemacht werden muss, wird gemacht), Hinterfragen (geht es nicht einfacher?). Bis mich das Leben in die Selbstständigkeit schubste.
Ich erfinde mich immer wieder neu?
Ja und nein:
Denn ich bleibe mir, meiner Vielfalt, meiner Begeisterung, meiner Weltoffenheit, meiner Kreativität treu.
Ich lebe meine Berufung!