Aktion #SoSollWeb – Mein Wunschzettel an das Netz und die Nutzenden
So ein Wunschzettel ist doch was Feines. Manchmal „wünsch“ ich mir, dass ich wieder Kind bin, und mein Wunschzettel von wohlwollenden Menschen erfüllt wird. Jetzt bin ich erwachsen und Wünsche werden nicht mehr so einfach erfüllt. Ich muss selber loslegen. Selbst Hand anlegen, etwas bewegen, wenn ich etwas geändert haben will.
Annette Schwindt hat aufgrund der aktuellen Diskussionen und Situationen mit Hatespeech, trumphörigkeit von Plattformen und der immer schlimmer werdenden Diskussionskultur, nicht nur im Netz, eine Blogparade, oder Aktion #SoSollWeb ausgerufen.
Warum ändern wir unsere Nutzergewohnheiten nicht mal mit Bedacht und Absicht zum Positiven? Wie soll das Web, wie wir es uns wünschen, aussehen? Was brauchen wir noch dafür und was können wir jetzt schon dafür empfehlen?
Annette Schwindt
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So ein Wunschzettel… „Analyse“
Ich mach’ mir heute schon den ganzen Tag Gedanken, wie ich anfange und wie ich meine Wünsche formuliere. Der Wunsch, das Internet, unsere Kommunikation darin und dazu, Menschen, die es nützen, „menschlicher“, „positiver“, mit mehr Haltung zu haben, ist ja nicht neu.
Ich habe mir somit die Mühe gemacht, meine mehr als 10 Jahre umgreifende Blog-Historie auf meiner Webseite durchzuforsten:
„Es macht nicht mehr so viel Spaß, das Surfen in Facebook, Xing, Twitter usw. Das was mir so richtig Freude bereitet hatte, die Vielfalt der Informationen von Menschen/Firmen, mit denen ich locker verbunden war, die ich vielleicht nicht mehr auf dem Radar hatte, locker in unregelmäßigen Abständen zu lesen und in meiner Timeline/Statusleiste zu sehen, ist nicht mehr.“
30. Oktober 2012 Habe ich einen Social Media Burnout?
„Was hat Sie denn an mir als Person, oder an meinem Profil so angesprochen, dass Sie mich gerne in Ihrem Netzwerk haben wollen?“
Von gut 80% der Angeschriebenen erhalte ich keine Antwort. Meistens wird die Kontaktanfrage dann gelöscht. Somit mein ganz persönliches – zielführendes – Schneckenkorn.
15. Mai 2013 Von Schnecken und zarten Pflänzchen…
Wenn der PC, oder die ganzen anderen digitalen Helfer einem das Denken abnehmen, dann verkümmern die Gehirnzellen.
17. September 2013 Bin ich digital dement?
Ich möchte noch nicht einmal daran denken, was dieses zu öffentliche Posten für Auswirkungen auf die „Online Reputation“ hat. Alles, was ich virtuell schreibe, ist zementiert. Für immer und ewig im Netz, immer wieder abrufbar ….
Bitte schaltet doch euren gesunden Menschenverstand ein und euer Gehirn!
20. September 2013 Müssen wir alles mitteilen?
Aber wie wollen wir die digitale Transformation in den Köpfen von Unternehmern, Führungskräften und Mitarbeitern schaffen, wenn wir als “Digitale” Teilnehmer nicht anfangen „Digital“ zu leben?
29. Mai 2016 Wie viel Digital braucht eine digitale Veranstaltung?
Bei mir ist es und bleibt es das Blog. Da kann mir egal sein, ob eine der Plattformen Schnupfen oder Schluckauf hat und morgen nicht mehr aktuell ist. Meine Inhalte liegen bei mir.
5. Februar 2021 My Blog, oh my Blog
Gott sei Dank hatte ich schon ein großes und gutes Online-Netzwerk. Schnell bildeten sich Austauschgruppen zu unterschiedlichen Themen und unterschiedlichen Uhrzeiten. Neben der gegenseitigen Unterstützung und dem zeitlichen Rahmen ging es auch oft um Wissen-Teilen.
6. März 2024 Recap Corona-Austauschgruppen – Wissen-Teilen
In meiner Filterblase gibt es noch viele Menschen, die immer noch gerne teilen. Ich profitiere von Berichten zu Barcamps und Konferenzen. Von den Essenzen (die wir vorher auf Twitter so schätzten) nehme ich viel mit. Ich feiere Euch, die Inhalte teilen! Weiter so!
.. Sind wir nicht mehr auf unsere Nutzer fokussiert, zu selbst-zentriert?
3. April 2024 Ist „sharing noch caring“?
War dann Twitter lange Zeit meine digitale Heimat? Ja, und nein.
Aber auf alle Fälle, es fehlt.
Auch wenn ich LinkedIn mittlerweile als eines meiner Hauptkanäle schätze, egal ob es um Wissenstransfer oder Aufnahme geht. Auch die Meta-Kanäle sind und bleiben bei mir noch wichtige Kanäle. Wie aber schon oben geschrieben, es gibt keine Plattform mehr, die soviel Austausch, Nutzen, Wissen, Leben zusammengebracht hat und so schnell auch zur Verfügung stellte.
21. August 2024 Habe ich meine digitale Heimat verloren?
Mein Wunschzettel-Fazit
Das Internet ist und war schon immer ein sehr subjektiv wahrgenommener Ort. Nicht alles hat mir gefallen und nicht alles hab ich hingenommen.
Dieses Ausgeliefert sein der Plattformen und gerade jetzt, wenn die ganzen ganz großen teilweise 180 Grad Wendungen in ihrer Haltung, in ihrem Tun, in ihrer Art, mit den Nutzenden umzugehen machen. Das macht mich wütend. Das macht mir Angst. Das erschreckt mich.
Ich möchte wertschätzend kommunizieren. Ich möchte mit anderen im Austausch bleiben. Ich möchte diese Leichtigkeit, des an einem dran bleiben, das Lockere am Leben teilnehmen, das freuen, wenn es jemanden gut geht, das unterstützen, wenn jemand Hilfe braucht, wieder. Barrierefrei, ohne Einschränkungen, positiv, wohlwollend.
Ich mache mir Gedanken.
Wie kann ich meine Haltung, meine Werte mit der Nutzung der „großen“ Plattformen in Einklang bringen?
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Zum einen, ein großer Bereich meines Geschäftsmodells beruht auf den großen Plattformen. Ich berate, betreue, schule Menschen, die Social Media nutzen.
Zum anderen, würde mir einfach auch ein großer Bereich meiner Vermarktung, meiner anderen Geschäftsbereiche wegfallen.
Kann ich mir das leisten? Kann ich das kompensieren?
Beate Mader
Ganz bin ich noch nicht durch, wie ich damit umgehen werde. Dieser Beitrag zur Wunschzettel-Blogparade sortiert zahlreiche meiner Gedanken.
Ich möchte die ganzen Menschen, die noch ganz „unbedarft“ Social Media nutzen, nicht alleine lassen. Ich möchte meine Haltung, mein Verständnis einer wertschätzenden Kommunikation und eines verantwortungsvollen Umgangs mit dem Internet und den Social Media weitergeben und leben.
Mein Wunschzettel
Ich wünsche mir …
- Menschen, die ihr Gehirn einschalten, sobald sie vor einem internetfähigen Gerät sind
- Menschen, die im Netz nichts anderes sagen, erzählen, zeigen, als was sie ihrer Schwiegermutter, oder in einer großen Runde berichten würden
- Menschen, die jede Meldung, jedes Bild, jedes Video hinterfragen, bevor sie es kommentieren und/oder teilen
- Menschen, die Menschen so sein lassen, wie sie sind. Mit ihrer Vielfalt, mit ihrer sexuellen, religiösen oder politischen Ausrichtung
- Plattformen, bzw. Betreiber von Plattformen, die sich einer positiven, menschenfreundlichen, wertschätzenden Haltung verpflichten und diese auch auf ihren Plattformen leben und ihre Nutzenden verpflichten, sich an diese Regeln zu halten
- Gesetzgebende, die die technische und komplexen Herausforderungen der immer schneller verändernden Welt des Internets, der Digitalisierung und auch KI / AI verstehen und konstruktiv mit Leitplanken versehen, die negatives, destruktives einschränken und positives fördern.
- dass wir alle bei aller Begeisterung für das Internet, KI und AI nicht vergessen, dass jede noch so kleine Mail, jeder noch so winzige Post oder Prompt, Unmengen an Rechenleistung benötigen. Und das kostet Energie. Wie viele Rechenzentren, wie viele Energieerzeuger verträgt unsere Natur, unsere Welt?
Liebe Beate,
vielen lieben Dank, dass Du den ersten Beitrag in meiner Aktion #SoSollWeb geschrieben hast!
Du sprichst mir aus der Seele! Auch ich möchte digital weiter wertschätzend kommunizieren können und ich hoffe, dass wir das mit dieser Aktion ein bisschen mehr unter die Leute bringen.
Danke, Dir für die Aktion!
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