Nadine Bütow ist einer der #DMW-Orgafrauen mit der ich bisher nicht viel zu tun hatte. Daher freut mich besonders jetzt von ihr mehr zu erfahren. Ihr Rückblick, und besonders die Schlagzeile, die sie zur Selbstständigkeit führte, sind so bezeichnend für uns Digital Media Women „TU ES“
„Machen statt schnacken“.
Wert der Digital Media Women
Nadine Bütow: Tipps an mein gründendes Ich
„TU ES!“, stand in großen Lettern auf der Februar-Ausgabe der NEON geschrieben. Eine Frau in Badebekleidung im freien Fall thronte darunter – ein Sprung ins Ungewisse.
An jenem Wintertag im Jahr 2015 lief ich durch die triste Taubenstraße in Berlin-Mitte. Es war meine Mittagspause und manchmal genoss ich einen Besuch im nahe gelegenen Kiosk. Ein paar Schlagzeilen lesen, die Farben aufsaugen, der Geruch von frisch Gedrucktem.
Mein Kopf war leer und voll zugleich. Ich hatte gerade erst 9 Monate Burn-Out hinter mir. „Du musst zurück, um zu sehen, ob es funktioniert“, sagte ich mir damals. Also ging ich zurück in den Job. Strategieberatung. 60-Stunden-Wochen waren die Regel. Natürlich funktionierte es nicht. Es fühlte sich an wie zum Ende einer Beziehung, bei der man klar spürte: Es ist vorbei. Und einer muss den ersten Schritt machen.
Was folgte, waren Wochen und Monate des Haderns. Denn ich hatte keinen Plan B. Keinen doppelten Boden. Wie also soll ich es anstellen, diese Kündigung auszusprechen nach 10 Jahren harter Arbeit? Ich hatte ein Kind und damit Verantwortung. So einfach ging es also nicht. Diese Gedanken wurden zu meiner Überzeugung. Rückblickend war klar: Ich hatte die Hosen voll. Ich hatte Angst, das Falsche zu tun.
„TU ES“, las ich erneut. „Wie man herausfindet, was man wirklich will – und es dann auch in die Tat umsetzt“. Ich kaufte die Ausgabe und verschlang sie am Abend.
Am nächsten Tag kündigte ich. Bääm! Ohne Plan B, ohne Job, ohne Perspektive. So einfach war das.
Alles, was ich hatte, war mein Wissen. Auch der Mut war zurück. Und so stolperte ich in meine Selbständigkeit als Strategie- und Kommunikationsberaterin für unterschiedlichste Unternehmen. Ich machte da weiter, wo ich aufgehört hatte.
Sechs Jahre sind seitdem vergangen. Neben den Unternehmen, NGOs und Start-Ups, die ich begleite, habe ich mir im letzten Jahr meinen Traum vom Online-Business erfüllt: Ich zeige Solopreneuren, wie sie es mit ihrem Wissen, ihrer Haltung und ihren Ideen in die Medien schaffen. Denn für mich ist klar: Du kannst die Welt nur verändern, wenn du dein Wissen mit anderen teilst. Und zwar fernab vom eigenen Blog.
An keinem einzigen Tag habe ich den Schritt in die Selbständigkeit bereut. „Tu es“ wurde zu meinem Arbeits- und Lebensmotto. Und damit beginnen meine 7 besten Tipps an mein gründendes Ich.
Einfach machen!
Wir neigen dazu, alles an uns zu hinterfragen. Wir glauben, erst wenn etwas gut genug ist, wenn wir es gut genug beherrschen, dann dürfen wir beginnen. Oder wir werden zu Meistern der Prokrastination mit der Angst als unseren einzigen Begleiter. Die Folge ist immer Stillstand. „Einfach machen“ – in diesen beiden Worten steckt die Magie, die du brauchst. Du kannst schon alles, dein Wissen genügt. Fang endlich an! Mach es!
Es ist sicher, du selbst zu sein.
Als Auszubildende war Anpassung die beste Überlebensstrategie. Ich erinnere, dass die Personalleiterin einst zu meinem Vorgesetzten sagte: „Die Bütow müssen wir noch zähmen.“ Zu laut, zu aufmüpfig, zu selbstbewusst. Als Angestellte war ich irgendwer, manchmal auch niemand. Die Anpassungsstrategie hatte ihre Spuren hinterlassen. Ich lernte, dass es gefährlich war, man selbst zu sein. Ich wurde so nicht akzeptiert. Ich eckte an.
Diese Freiheit habe ich mir in der Selbständigkeit zurückgeholt. Denn hier bist du selbst ALLES. Dein Mensch-Sein ist das, was andere begeistert, verändert, antreibt. Dein Mensch-Sein ist der Ursprung allen Vertrauens zu deinen zukünftigen Kunden. Es ist nicht nur sicher, du zu sein. Es ist notwendig für deinen Erfolg. Du wirst immer die Menschen anziehen, die sich am besten mit dir als Person identifizieren können. Bist du niemand, weil du wie alle bist, wird dich auch niemand sehen.
Du kannst mehr, als du glaubst.
Früher habe ich in Schemata gedacht, in streng voneinander getrennten Schubladen. In jeder Schublade steckt ein anderes Wissen. Wenn jemand auf mich zukam und eine Leistung abfragte, die nicht in diesen Schubladen steckte, habe ich abgewunken. Damit war seit der Selbständigkeit Schluss. Denn du kannst mehr, als in diesen Schubladen steckt. Es braucht etwas Mut, es auszuprobieren. Aber du wirst überrascht sein. In den vergangenen sechs Jahren gab es unzählige Situationen, bei denen die Unbekannte groß war. Aber ich wusste, ich kann es. Und ich sollte Recht behalten.
Erlaube dir, nicht im Purpose zu sein.
In der Wirtschaft und mittlerweile auch als SolopreneurIn wird die Suche nach dem Purpose zum Heiligen Gral. Unzählige Strategiesessions werden dazu abgehalten, Berater beauftragt, riesige Ressourcen gebunden. Auf Biegen und Brechen wird etwas kreiert, das fortan nun unserem Herzen gleichkommen soll. Ohne Purpose könne man nicht arbeiten, wäre man nicht gut genug. Vielmehr ist man ein einarmiger Bandit, der sich durch sein Business mogelt, weil er das, was er tut, nicht von Herzen tut. I’m done with that!
Fakt ist: Es gibt ihn für jeden, diesen Purpose. Aber wer nach ihm sucht, der wird ihn nicht finden. Leben und Arbeiten nach einem Purpose kostet Zeit und Muße, einen offenen Geist und das Bewusstsein darüber, was ich wirklich liebe. Der Purpose ist losgelöst von finanziellen Zielen. Denn er befasst sich einzig und allein mit der Frage: Warum bin ich hier? Du darfst dir damit Zeit lassen. Die Antwort kommt irgendwann zu dir. Du musst nicht danach suchen.
Du brauchst keinen USP!
Das große Mysterium um dieses eine große Ding, das dich von allen anderen unterscheidet. Girl, forget it! Das ist schon da und es trägt deinen Namen.
Freu dich auf die Krisen!
Selbständig zu sein ist im Grunde eine Erweiterung deines selbstbestimmten Lebens. Und in jedem Leben geht es mal hoch und mal runter. Beides ist wichtig, um zu wachsen. Hab also keine Angst vor den Stürmen und der Dunkelheit, die kommen werden. Bitte sie herein und biete ihnen ein Glas Tee an. Plauscht und lernt voneinander. Die Krise ist dein größter Lehrer. Und daher: Freue dich auf den Tag, wo du ihr begegnen darfst. Das ist deine Chance!
Verkaufe dich von Anfang an nicht unter Wert.
Egal, wie lange du schon in deinem Business unterwegs bist: Du weißt schon jetzt mehr, als andere. Du bist ExpertIn. Dieses Expertentum hat einen Wert. Verfalle nicht dem Gedanken, du seist zu jung, zu unerfahren, noch ohne Kunden und ohne Grundlage – und deshalb würdest du deine Leistungen zu besonders guten (niedrigen) Preisen anbieten. Das ist eine Sackgasse und wird immer dazu führen, dass du mehr arbeitest, als es dir guttut. Du wirst zur Maus im Laufrad und ziehst die falschen Menschen an. Das Schlimmste aber ist: Du belügst dich damit selbst. Mach dir klar, wer du bist und was du kannst!
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Gestartet habe ich mit den Tipps an mein gründendes Ich im Dezember 2020 mit meinen eigenen Tipps.
Lust, selber zu gründen? Ich unterstütze gerne.
Anschubserin & Gründungscoach