Anna Koschinski folgt mir anscheinend schon länger auf Twitter, sowie ich ihr auch. Da sie meine Reihe aufmerksam verfolgte, sprach sie mich dann einfach mal an. Was mich sehr gefreut hat. Ich muss auch gestehen, über den Beitrag mehr über sie zu erfahren, war auch eine Bereicherung. Danke.
Anna Koschinski
Da scrolle ich nichtsahnend durch meine Twitter-Timeline und stolpere (mal wieder!) über einen Artikel aus Beates Reihe, in der Gründer:innen Tipps und Learnings teilen. Ich habe auch so viele Dinge, die ich heute anders machen würde, aber ich bin doch noch ein Küken?! Gerade mal 6,5 Jahre bin ich jetzt selbstständig und das auch noch neben dem Studium – gar nicht so richtig also…
Das war der Punkt, an dem ich merkte: Ich bin schon mittendrin im Artikel. Denn eine der wichtigsten Lektionen, die ich zu lernen hatte, war:
Vergleich dich nicht mit anderen
Ich habe mein Gewerbe im November 2014 angemeldet. Damals war ich noch an der Uni, immer in den letzten Zügen vor meinem BA-Abschluss. Und ich war alleinerziehend, mein Sohn war knapp sechs Monate alt. Die Entscheidung für die Selbstständigkeit war eigentlich keine richtige Entscheidung, sondern die einzige Möglichkeit, mein Leben am Laufen zu halten.
Ich arbeitete immer dann, wenn Junior mal schlief oder wenn ich eine Betreuung hatte. Daher brauchte ich für alle Schritte viel länger als andere. Ich weiß nicht, wie oft ich sehnsüchtig nach rechts und links geschaut habe auf diese vielen erfolgreichen Frauen in meinen Netzwerken. Die ein Projekt nach dem anderen stemmen, die einen großen Kundenstamm betreuen und bei denen ständig Erfolgsmeldungen auf den Profilen stehen.
Ich war neidisch – das ist nicht schön, aber es war so. Denn während ich kaum zwei Stunden pro Tag Zeit und Energie für mein Business aufbringen konnte, hatten andere so viel mehr. Mehr Zeit, mehr Schlaf, mehr Geld, mehr Unterstützung. So sah es jedenfalls aus. Und das frustrierte mich.
Jetzt im Nachhinein denke ich, dass mich das sehr viel Energie gekostet hat. Energie, die ja sowieso schon rar war. Die wahre Stärke liegt aber darin, sich auf sich selbst zu konzentrieren und immer das Beste aus der Situation zu machen. Wir haben nun mal unterschiedliche Ressourcen, das ist okay. Umso stolzer können wir doch am Ende sein, wenn wir sie ideal genutzt haben. Was die anderen machen, ist egal.
Scheiß auf Perfektionismus. Einfach machen
Gestartet bin ich als Texterin für Websites und Newsletter. Ich gestaltete Botschaften, Verkaufsseiten, Unternehmens-Identitäten. Mein Background half mir dabei: Ich hatte Linguistik studiert und wusste, wie Sprache wirkt und wie Kommunikation funktioniert. Aber ich hatte auch noch sehr viel zu lernen. Und oft dachte ich: Den Auftrag kannst du nicht annehmen, das kannst du doch gar nicht! Aber alles lässt sich lernen. Und zwar im Tun.
Viele Ideen und Projekte habe ich nicht oder erst sehr spät umgesetzt, weil ich dachte, ich oder die Ideen seien nicht gut genug. Zu oft versuchte ich, alles „hübsch“ und „stylisch“ zu machen, damit es nach außen gut aussieht. Dabei ist der Inhalt viel wichtiger als die Form. Und ob etwas funktioniert oder nicht, lernst du nur, wenn du es machst. Daher: Nur Mut! Probier Dinge aus, setz tolle Ideen einfach um – verändern und verbessern kannst du sie jederzeit.
Bau ein Netzwerk auf, das dich unterstützt
Einer der wichtigsten Schritte für mich war die Suche nach passenden Netzwerken, und zwar online wie offline. Wichtige Kontakte und vor allem Zugang zur „Gründer-Mentalität“ bekam ich durch das Netzwerk Startups Bielefeld. Erst einmal fühlte ich mich unwohl, weil ich ja kein Startup bin, sondern mich als Einzelkämpferin mit Agentur-Arbeiten durchs Leben schlug. Aber durch die Treffen dort habe ich erkannt, dass die Probleme und Hürden für Gründer immer ähnlich sind. Und dass der Austausch darüber mehr wert ist als jedes Sachbuch zu Gründer-Themen.
Die Idee, dass wir allein im stillen Kämmerlein ein Unternehmen aufbauen könnten, ist Quatsch. Wir brauchen Sparring-Partner, Unterstützer, Kritiker, Tester, freundschaftliche Mentoren. Am besten aus vielen verschiedenen Bereichen, denn Unternehmertum ist ja nicht nur Arbeiten im jeweiligen Fachgebiet. Es steckt so viel dahinter und daher sind Netzwerk-Partner so wichtig.
Also such so schnell wie möglich den Kontakt zu anderen, pitch deine Ideen, hol dir Feedback ein und frag nach Hilfe, wenn du mal steckenbleibst. Das Wunderbare an einem tollen Netzwerk ist ja: Alle profitieren davon. Auch deine Erfahrungen helfen anderen. Dieser Effekt ist in meinen Augen unverzichtbar.
Wachstum geht auch langsam. Vertrau dir und deinem Können auch auf Durststrecken
Selbstständigkeit und Unternehmensaufbau sind keine linearen Prozesse. Selbst wenn du schon einige Zeit am Markt bist und deine Marke etabliert ist, wird es trotzdem immer wieder Rückschläge geben. Manche Dinge funktionieren nicht oder nicht gut, vielleicht bist du selbst auch nicht immer in der Lage, deine Projekte voranzutreiben. Stagnation ist aber kein Scheitern, ein gefloppter Launch kein Weltuntergang. Das Leben verläuft in Wellenbewegungen und auch der Aufbau einer Existenz.
Glaub mir, ich weiß wie blöd es ist, wenn andere schneller sind als wir. Wenn wir das Gefühl haben, dass wir nicht weiterkommen. Durststrecken wird es immer geben. Aber das ist immer nur eine Momentaufnahme. Wir sammeln nur Spucke, um dann den nächsten Schritt zu machen.
Heute weiß ich: Das Tempo ist nicht wichtig. Die Dinge, die dich wirklich nach vorne bringen, sind Einsatz und Wille. Denn jeder noch so kleine Schritt bringt dich weiter. Aber nur, wenn du die Stärke hast, immer weiterzugehen. Vergleiche verunsichern nur und lenken ab. Aber wenn wir uns auf unsere Stärken besinnen, dann steht am Ende auch Erfolg – wie auch immer wir den definieren.
Lerne, Nein zu sagen
Ich habe mein Business jetzt schon mehrfach umgebaut, mich neu positioniert, Abläufe angepasst, alte Verbindungen gekappt. Mittlerweile mache ich kaum noch Textarbeiten und Websites, sondern bringe anderen bei, wie sie bessere Blogartikel schreiben. Aber ich bekomme immer noch Anfragen, die nicht (mehr) zu meiner Ausrichtung passen. Mittlerweile kann ich sie guten Gewissens absagen und diese Aufträge an Kolleginnen abgeben.
Das musste ich aber erst lernen. Auch früher schon habe ich Anfragen bekommen, die nicht zu mir passten. Von Kunden, die auch nicht zu mir passten. Und oft wusste ich das zwar, habe den Auftrag aber trotzdem angenommen. Weil ich dachte, ich bräuchte das Geld. Weil ich freundlich sein wollte. Oder einfach, weil es der leichteste Weg war. Zumindest auf den ersten Blick.
Denn Aufträge, die nicht zu uns passen, laugen uns aus. Da fließt sehr viel Energie rein, die du am Ende nicht wieder rausholen kannst – egal wie gut die Bezahlung ist. Heute denke ich doppelt und dreifach darüber nach, ob ich einen Auftrag annehme, wenn mein Bauchgefühl nicht stimmt. Denn diese Projekte bringen uns und unser Business nicht weiter. Und wir verschwenden wertvolle Ressourcen, die wir für unsere Projekte brauchen.
Daher: Sag Nein, wenn es sich nicht stimmig anfühlt. Gib Aufträge ab, wenn sie nicht zu dir passen. So werden Ressourcen frei für das, was wirklich wichtig ist und dich weiterbringt.
Wenn ich heute zurückschaue, habe ich viel Lehrgeld gezahlt, weil ich mir selbst zu wenig vertraut habe. Ich kann das jetzt nicht mehr ändern, aber ich habe ja noch einen langen Weg vor mir. Daher nimm du diese Abkürzung und vertrau auf dich selbst und dein Können. Es klappt, wenn du dranbleibst und dich auf das Wesentliche fokussierst.
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Gestartet habe ich mit den Tipps an mein gründendes Ich im Dezember 2020 mit meinen eigenen Tipps.
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Anschubserin & Gründungscoach
Das sind wirklich tolle Tipps, danke für die unermüdliche Arbeit, die hier auf der Webseite geleistet wurde.
Lg Emma
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